Heute gibt es einen sehr ehrlichen Blogpost für Euch. Vielleicht habt ihr auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Kunden verspätet zahlen, nicht das zahlen möchten, was man zuvor vereinbart hat oder im schlimmsten Fall gar nicht zahlen.
Ich glaube, dass besonders wir Menschen mit einem kreativen Arbeitsfeld davon sehr häufig betroffen sind. Das beinhaltet für mich DIY, Fotografie und viele andere Berufsfelder gleichermaßen. Und besonders dann, wenn man den Menschen gegenüber immer sehr gutgläubig und offen eingestellt ist und sein Business gerade beginnt.
Daher möchte ich euch heute eine kleine Geschichte erzählen, die mir zu Beginn von photographersfriend mit einer Kundin passiert ist. Nicht, um die Kundin bloß zu stellen, sondern um euch ein Stück weit zu zeigen, dass das Thema auch andere betrifft und dass man doch immer für sein Handwerk und seine Leistung kämpfen sollte. Also, los geht es!
Es war einmal… Irgendwann im letzten Jahr: Erinnert ihr Euch noch an die Tasche “Rosy wood”?
Ich hatte viele Anfragen zu der Kameratasche und vielen Kunden musste ich leider absagen, denn die Kamerataschen, die ich herstelle, sind meistens Unikate. Von Rosy gab es damals nur zwei Stück. Eine Kundin hat mich direkt über Facebook angeschrieben und wollte diese Tasche bei mir kaufen. Dazu wollte sie gerne noch das passende Kameraband. Ich habe ihr eine Rechnung dazu geschrieben, die sie mir bitte vorab überweisen solle (so klug war ich damals schon). Jetzt kommt aber mein kleiner Fehler, denn ich bin meinen Kunden gegenüber – auch teilweise noch heute – sehr wohlwollend und schenke Ihnen viel Vertrauen. Die Kundin gab an, dass sie die Rechnung gerne überweist, aber dass sie die Tasche und das Kameraband ganz dringend für eine Hochzeit benötige, die sie fotografieren möchte. So habe ich die Tasche und das Kameraband auf die Reise geschickt.
Das Paket reiste demnach einmal quer durch Deutschland und auch ein paar Tage danach war ich noch voller Vorfreude auf den Betrag, den ich durch meine Handarbeit verdient hatte und freute mich wie ein kleines Kind, dass meine Kameratasche eine Fotografin bei ihren Aufträgen begleiten würde. Eine Woche später war der Betrag allerdings immer noch nicht auf meinem Konto angekommen. Auf Nachfrage bei der Kundin, ob das Paket angekommen sei, gab diese an:
“Hallo Vanessa, jaa es ist angekommen!! Tausend Dank, die Sachen sind so wundervoll heart emoticon. Ich habs leider noch nicht zur Bank geschafft, aber gleich am Montag überweis ich alles. Tut mir wirklich sehr leid, aber irgendwie gings bei mir die Woche drunter und drüber und da hab ich garnicht gemerkt dass schon eine Woche vorbei ist. Herzlichen Dank nochmal heart emoticon. ich empfehle deine Taschen auf jeden Fall weiter. Liebe Grüße”
Auch bis dahin hatte ich tatsächlich noch viel Verständnis, denn ich weiß ja, wie es manchmal sein kann, wenn man viele Aufträge hat. Aber auch in der nächsten Woche kam kein Geld. Darauf hin erzählte mir die Kundin, sie habe überwiesen und würde bei der Bank nachfragen, was schief gelaufen sei. Ich bat ihr Paypal an, aber dort hatte sie kein Konto. Noch eine Woche später:
Hallo Vanessa, ja das Geld ist wohl irgendwo hängen geblieben und wird jetzt an dich weitergeleitet, so wie es längst sein sollte smile emoticon liebe Grüße
Ps: Sag mir doch bitte Bescheid wenns da ist smile emoticon
Ach so, das kann ja mal passieren. Kein Problem. Etwas merkwürdig, aber nun ja, das Geld ist ja auf dem Weg.
Nächste Woche:
Hallo!Leider ist bei mir immer noch kein Geld angekommen. Das bedeutet, dass ich leider die erste Mahnung rausschicken muss. Das mache ich total ungern. Bitte schau doch noch einmal woran das liegen könnte. Liebe Grüße, Vanessa
Meine erste Mahnung schreiben.. oh je. Nun gut. Das habe ich auch gemacht und per Post zustellen lassen. Mit einer Zahlungsfrist von 7 Tagen nach Rechnungserhalt.
Zwei Wochen später: Zweite Mahnung hinterher. Diesmal mit Mahngebühren. Der Kommentar der Kundin:
“Hallo Vanessa, ich habe das Geld halt jetzt schon 2mal überwiesen und bei mir ist es 2x weg gegangen. Entschuldige bitte, dass ich es mir im Moment kein 3. Mal leisten kann. Ich kann dir gerne die Kontoauszüge schicken, ich verstehe nicht, warum es bei dir nicht ankommt. Ich hab auch schon mit der Bank gesprochen, es muss angekommen sein frown emoticon”
Ich habe alle Kontoauszüge durchgesehen, bei meiner Bank angerufen und langsam ernsthaft an meinem Verstand gezweifelt, ob das Geld irgendwo ist und ich sehe es einfach nicht. Auf die Nachfrage hin, ob mir die Kundin nicht ihre Kontoauszüge zeigen mag – also nur so als Nachweis, dass das Geld rausgegangen ist -, kam leider keine Antwort.
Nochmal drei Wochen später: Ich drohe der Kundin mit einem Inkassounternehmen. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen. Inkassounternehmen, das klingt schon so böse. Hier hilft mir tatsächlich die Rücksprache mit Freunden, die mir sagen, “Vanessa, hast du schon mal an die Zeit gedacht, die du in die Arbeit für die Produkte gesteckt hast?”.
Vier Monate nach Bestellung: Der Fall geht an ein Inkassounternehmen. Die übernehmen die Kommunikation mit der Kundin und behalten Geld, wenn sie die Rechnung bezahlt. Ca. 40 Euro würde mich das kosten.. aber naja immerhin besser als gar kein Lohn für die Tasche. Selbst nach dem Verfahren des Inkassounternehmens, kam keinerlei Reaktion der Kundin. Das Inkassounternehmen fragte mich, ob ich eine Bonitätsauskunft einholen lassen möchte. Dies kostet 12 Euro und ich würde dann wissen, ob die Kundin überhaupt zahlungsfähig ist und ob gegen sie bereits Mahnverfahren laufen. Das war der Punkt, an dem ich kurz davor war aufzugeben. Es kostet mich ungeheuer Kraft gegen jemanden so einen Kampf zu führen, den ich bin eine sehr harmoniebedürftige Person und kann Streit mit jemandem ganz schlecht aushalten. Hier war der Punkt, an dem ich das Verfahren an meinen Lebenspartner abgegeben habe. Der gute hat dann mit dem Inkassounternehmen kommuniziert und wir haben heraus gefunden, dass die Kundin tatsächlich mehrere Mahnverfahren aufweist und nicht zahlungsfähig ist.
Ich war zutiefst gekränkt. Wie kann jemand die Handarbeit, Zeit und Mühe so ausnutzen und mit Füßen treten? Ab hier stand dann im Raum ein Gerichtsverfahren gegen die Kundin laufen zu lassen. Das heißt, der Fall ging an das Mahngericht über. Ich habe einen Antrag gestellt, dass das Geld in einem Vollstreckungsbescheid “eingetrieben” wird. Die Kosten dafür: 34 Euro.
9 Monate später: Ich habe bereits 46 Euro für Bonitätsauskunft und Vollstreckung bezahlt. Und die ganzen Portogebühren sind noch gar nicht aufgeführt. Ich kann wirklich verstehen, dass vor allem Kleinunternehmer hier wirklich das Handtuch werfen und dass Menschen mit so einer durchdachten Nummer tatsächlich darum herum kommen, dass sie etwas für Leistungen und Produkte zahlen müssen.
Heute: Das Verfahren läuft noch. Ich bin gespannt, ob ich jemals Geld für die Tasche und das Kameraband sehen werde. Aber ich habe für mich viel gelernt:
- Ich verschicke grundsätzlich nur noch Produkte nach Erhalt des zu zahlenden Betrages
- Ich habe mit meinen Kunden für Fotoshootings immer Verträge (besonders bei Hochzeiten), diese müssen mir 50% des Betrages vorab überweisen
- Ich bin ein Stück weit abgeklärter, was Geschäftsbeziehungen angeht und schätze meine Arbeit noch mehr wert
- Ich führe meine Buchhaltung noch sorgfältiger, als vorher
- Ich liebe meine Kunden trotzdem noch sehr und ich glaube dennoch immer noch an das Gute im Menschen
Ich drücke euch die Daumen, dass ihr niemals so einen Fall haben werden und hoffe, der Beitrag hilft Euch ein wenig, wenn ihr mal so einen Fall haben solltet.
Mein Tipp an euch:
Vertrau euch Freunden und eurem Partner an, gemeinsam hält man so ein Verfahren wirklich besser durch. Humor hilft auch immer sehr. Und für das Antragsverfahren kann man sich beim Amtsgericht auch Hilfe holen. Die ganze Zettelflut ist ganz schön erschlagend.
Ganz liebe Grüße, Eure Vanessa von photographersfriend